Der Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Seit dem ich Island besucht habe, weiß ich, es geht auch anders herum. Die Berge dort versetzen den Glauben. An eine Stelle, wo man es sinnvoll findet, den Wesenheiten, die sich mit uns den Platz zwischen Himmel und Erde teilen, Respekt zu erweisen. Darum kümmern sich in Island Profis.
Das hört sich ordentlich crazy an, ich weiß. Aber hey, wir leben auf einem Feuerball, der durch bestimmte physikalische Gesetze im Gleichgewicht gehalten wird. Was ist daran nicht crazy? Die Isländer sind einfach schon geografisch gesehen näher dran an der Wahrheit. Sie leben zwischen Feuer und Eis. Das muss man ihnen erstmal nachmachen.
Eine Kette von Vulkanen im Atlantik verleiht dir eine Ahnung, was noch so alles zwischen Himmel und Erde verborgen ist. Und dass wir keine Ahnung haben, aber gerne so tun. Unsere Gehirne sind prima darin, Bilder oder Formeln für Dinge zu finden, die wir nicht verstehen. Völlig grundlos passiert das wohl nicht. Aber sobald nicht mehr von „Wissen“, sondern von „Glauben“ die Rede ist, macht sich der gemeine Westeuropäer in die Hosen.
Die Isländer gehen ganz selbstverständlich damit um, dass sie nicht allein sind auf ihrer Insel. Man benimmt sich bestimmten Plätzen gegenüber anständig. Man macht kein Kraftwerk aus einem Wasserfall, über dem ein Regenbogen schwebt, und man achtet gut auf die Straße, die auf dem Weg zum Flughafen die Landschaft durchschneidet. Das hat nichts mit crazy zu tun, sondern mit Pragmatismus. Glaube ist so notwendig und normal wie die Milch im Kühlschrank.
Umgekehrt glauben die Isländer an sich selbst. Wenn eine Nation, die ungefähr 320 000 Mitglieder zählt, die Engländer an die Wand spielen kann, dann ist alles möglich. Die Berge, nein, die Vulkane kommen zu uns. Aber hallo.

Ich werde jetzt Isländerin, und dann schreibe ich meinen ersten veröffentlichungsreifen Roman. Ich sitze nicht auf einem Berg, aber ich sitze immer noch auf dem Feuerball. Wenn das möglich ist, dann auch ein Leben mit Kunst und Kindern. Uh!