Jetzt, wo die Kinder älter werden und die Romanprojekte größer, frage ich mich häufiger, was kann ich eigentlich. Die letzten Jahre kamen mir wie ein endloses Gemurkse und Gehudel vor. Jetzt mache ich die Schublade auf, schaue mir meine Promotionsurkunde an und die Texte, die noch nicht fertig sind, und weiß nicht so recht, was das Ganze soll. Ich habe viele Prüfungen bestanden, ob es jetzt das Examen war oder die acht Tage, die man nach der Geburt mit zernagten Brustwarzen herumläuft, weil die Milch noch nicht recht fließt. Aber was kann ich jetzt eigentlich? Sowohl literarisch als auch menschlich?
Ich glaube, ich kann zur Prüfung gehen. Ich habe keine Angst vor der Angst und keine Angst vor den Schmerzen. Ich weiß, dass es keinen Spaß macht, einen neuen Text zu beginnen oder einen ganzen Tag mit den Kindern zu gestalten, sondern Arbeit. Aber wenn es dann läuft, dann erfüllt einen diese Arbeit mit großer, unendlicher Freude und einem tiefen Gefühl von Sinn. Das ist wie Nahrung für die Seele. Es ist nur komisch, dass man immer so einen großen inneren Widerstand spürt, diese Arbeit zu beginnen. So, als ob man schon scheitern würde, nur weil man scheitern kann. Weil man genau weiß, dass man nicht weiß, was gefragt sein wird, und allein dieser Kontrollverlust die Seele maximal herausfordert.
Also sage ich mir: Wenn ich zur Prüfung gehe, dann habe ich schon zur Hälfte bestanden. Und die Chancen sind gut, dass ich nicht scheitere, sondern gewinne. Dieses Risiko macht das Leben aus. Und sogar auch: den Spaß.