Vor zwanzig Jahren waren kahle Muschis Punk. Jetzt sind sie Standard. Für alle. Auch Schwangere. Eine Bekannte erzählte mir, sie ginge vor der Geburt nochmal ein Waxing machen lassen. Aha. Und jeden Tag frische Unterwäsche anziehen, falls man ins Krankenhaus kommt? Es hat sich jedenfalls gelohnt, es musste geschnitten werden. Einzelfall? Nope. Eine andere Freundin wurde von einer Krankenschwester angeraunzt: „Das hat man doch jetzt so!“

Also, ich hab das nicht. Ich bezahle nicht für Schmerzen. Und ich habe keine Lust auf Verrenkungen, Stoppeln, Jucken, Kaktuslook und Hühnerhaut. Mein Mann auch nicht. Ich auch nicht für meinen Mann. Wir sind einstimmig Hippies. Wir mögen Haare, selbst wenn man mal eins im Mund hat. Haare sind wild. Haare verbergen Geheimnisse.

Aber ach. Die ganzen Sportschwimmerinnen am Samstagmorgen: enthaart. Die ganzen Dorfprolls in der Sauna: enthaart. Das ist so, als ob man beim Schreiben nur noch auf die Schreibratgeber achtet oder auf den Distinktionsgewinn durch brutalen Schreibduktus. Das, was gewinnt, das was sich verkauft, das, was die Jury mag. Die ganzen Bestsellerautoren: enthaart. Die ganzen Provinzliteraturpreisträger: enthaart.

Ich pfeif ein kleines Lied, greife nach unten und streichel meinen Busch.