Wenn man die 40 erreicht hat, kapiert man: Das Leben ist kurz. Ich glaube jetzt an Wiedergeburt, alles andere wäre unfair. Ich habe akzeptiert, dass ich die Macken, die ich habe, auch mit 24/7 Dauertherapie nicht loswerden werde. Ich habe verstanden, dass ich kein Sixpack mehr bekommen werde, denn das Zeitfenster für ein Sixpack ist ein rein hypothetisches und die Grundvoraussetzungen schlecht (Abneigung gegen Leistungssport). Außerdem habe ich kapiert, dass ich kein Sixpack will (das kostet in dieser Kultur Energie) und dass sowas in der Regel von Männern avisiert wird (ach so), denn die Bauchmuskulatur bei Frauen ist schräg. Auf diese Weise passt da auch mal eine medizinballgroße Gebärmutter rein, in der wiederum ein kleiner Mensch wächst.

Außerdem habe ich verstanden, dass wir in der allerabgefahrensten Periode seit der Kreidezeit leben. Wir haben keine Saurier mehr, aber Computer, mit denen man Bücher selbst veröffentlichen kann. Da bin ich vermutlich die Letzte, die das kapiert hat, aber trotzdem freu ich mich. Immer, wenn ich mit einem langen Text bei einem geschätzten Menschen aus dem Literaturbetrieb ankam, in der Hoffnung auf einen „Tür geht auf“-Moment, kam die Frage zurück, „Aber ist das denn eigentlich ein richtiger Roman?“ Oder auch: „Das nächste Mal schreibst du einfach mal einen richtigen Roman!“ Akzeptiert: Richtige Romane kann ich leider nicht. Dafür kracherartige Memoirs. Und die werden eben auch nicht bei richtigen Verlagen veröffentlicht, sondern bei den Computern. Ich glaube jetzt nämlich an Evolution. Und an Wiedergeburt.